Auf in den Urwald!

4:50 Uhr klingelte mein Wecker. Ich war sofort wach. Okay, es ist nach alter Zeit Vormittag kurz vor 11. Da sollte ich ausgeschlafen haben! Ich hatte nun über eine Stunde Zeit bis zum Frühstück und konnte in Ruhe duschen und gut packen.

Für den Urwald darf ich nicht alles an Gepäck mitnehmen und muss dann nach der Ankunft in Maldonado in die kleine Tasche umpacken.

Es gab ein gutes Frühstück und halb 7 gings los zum Flughafen. 9:20 Uhr sollte der Flieger gehen.

Ich wollte wieder meinen Fensterplatz, möglichst links. Es gab aber nur noch rechts. Okay. Dann plötzlich der Gedanke: Ich bin ja auf der Südhalbkugel! Wie geht da eigentlich die Sonne? Wie bei uns über Süden? Oder doch eher über Norden? Ich werde es sehen!

Der Flieger hat eine Dreiviertelstunde Verspätung. Zu viel Luftverkehr über Lima.

Eine Stunde Flug und wir landen in Cusco zwischen. Die Stewardessen schaffen es nicht einmal, alle Leute mit Getränken zu versorgen. Beim Landeanflug in die Wolken hinein rappelte das Flugzeug derartig, dass ich mir mein Wasser mächtig verplemperte und die Sachen fast durch die Gegend flogen. Aber es war alles sicher.

Dieser Flughafen von Cusco, diese Landung – das wohl Beeindruckendste, was ich bisher erlebt habe. Cusco liegt in und auf den Bergen, die Landebahn ist mittendrin und wir sind erst einmal vorbei geflogen. Gefühlt ganz knapp über den Felden gabs dann noch eine 180°-Kurve und zwischen den Häusern von Cusco stzte der Flieger dann auf. Ich hielt manchmal sogar die Luft an. Alle Achtung vor dem Piloten!

Dann der Austausch einiger Passagiere. Den ersten Eindruck konnte ich schon mal von 3400 Metern bekommen. Der Kreislauf ist doch recht stark belastet.

Eine Stunde später geht’s weiter nach Maldonado. Der Start war wieder beeindruckend. Der Flieger muss gleich richtig hochziehen, da die Berge gleich richtig hoch werden.

Es ist faszinierend, dass es hier oben, noch weit höher als in Cusco mit seinen 3400 m Leben gibt. Ich habe mich oft gefragt, wie man da überhaupt hin kommt.

Die Landschaft wechselt schnell. Eben noch die extrem hohen Berge, plötzlich große Tiefe und grün unter mir. Amazonien zeigt sich schon.

Was für ein Gegensatz! Ich lande mitten im Urwald! War ich eben noch zwischen Häusern gestartet, landete ich nun mitten im Dschungel. Kein Haus, keine Hütte, nix! Nur alles grün, Bäume über Bäume – und da mittendrin eine Landebahn gebaut. Irgendwann kam dann ein total nettes kleines Flughafen-Gebäude. Ich habe den Eindruck, dass diese Linie nur von Touristen genutzt wird.

Der Schlag kam dann noch beim Aussteigen. Strahlender Sonnenschein – und Hitze! Und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Das wird ja ein richtiges Abenteuer!

Zunächst wurde unser Gepäck in den Bus geladen – nein: auf den Bus! Ich halte wie immer meinen Handgepäck-Trolley fest, sehr fest. Den geb ich nicht aus der Hand. Netbook und Fotoapparat, ich mag das beides lieber „am Mann“ haben.

Ein paaar Minuten später waren wir an der Reiseagentur. Dort packten wir unsere Koffer um, wir konnten nur die Dinge mitnehmen, die wir für drei Tage brauchen. Die Koffer wurden für die nächsten vier Tage eingeschlossen. Danach gings aufs Boot. Da verstanden wir spätestens, warum diese Gepäckgeschichte notwendig war.

Halbe Stunde Fahrt auf einem Fluss, der irgendwann mal in Bolivien in den Beni mündet, der dann in den Madeira und der dann endlich in den Amazonas. Dennoch, unser Fluss war bereits 200-300 m breit und ca. 6 m tief. Wir fuhren also nicht gerade auf einem Rinnsal.

Angekommen in unserer Lodge. Ich bekomme ein hübsches Holzhäuschen für die kommenden drei Nächte und wir wurden über die Bedingungen informiert.

Zunächst: Es gibt täglich nur von 5:00 Uhr bis 22:30 Uhr Strom. In dieser Zeit dann sogar Internet.

Am Abend merkte ich, dass ich sogar in meinem Zimmer Internet habe. Ich habe das erste Häuschen neben dem Versorgungstrakt mit dem Aufenthaltsraum. Da scheint es glücklicherweise so weit zu reichen, dass ich bequem alles im Zimmer nutzen kann.

Die Lodge ist wunderschön. Alles total offen – es sind hier schließlich dauernd Temperaturen zwischen 20° und – nach oben offen. In meinem Häuschen bestehen die Fenster nur aus Gaze und auch das Dach ist nur mit Gaze mit dem Haus verbunden. Es gibt auf dem Gelände ca. 25 solcher Häuschen. Dazu gibts einen Swimming-Pool, zwei Bars und Speiseräume.

Die Geräusche des Urwalds kommen also direkt ins Schlafzimmer. Und die Geräusche sind echt faszinierend. Es gibt ein Dauerzirpen der Grillen, die Aras krähen immerzu und es tschilpen und tröten noch viele weitere Tiere. Das geht den ganzen Tag und die ganze Nacht so.

Nach der Begrüßung, Einweisung und Zimmerübernahme war erst mal ein Spaziergang in den Urwald angesagt. Eineinhalb Stunden Wanderung und Vertrautmachen mit vielen Pflanzen, Tieren und einigen Gefahren des Urwalds. Es war ein erster Eindruck, der mich schon sehr faszinierte.

Es blieb dann noch etwas Zeit für den Swimming-Pool. Allerdings war er nicht wirklich eine Abkühlung. Aber es war schön.

Mit Einbruch der Dunkelheit um 18:00 Uhr gabs schon den nächsten Programmpunkt. Wir gingen mit einer Bootsfahrt auf Kaiman-Suche. Wir fanden dabei aber erst einmal Wasserschweine. Da kamen wir richtig nah ran und beobachteten diese Tiere.

Kaimane haben wir nicht gefunden. Es gibt hier in der Region drei Sorten von Kaimanen. Die Schwarzen Kaimane, die bis zu 6 m lang werden, die Brillen- oder weißen Kaimane und den Kleinen Kaiman. Sie haben im Oktober/November Paarungszeit und legen 20-60 Eier in ein Gelege. Maximal 20% davon kommen durch. Für Reiher und Sörche sind die Eier eine willkommene Delikatesse und es gibt auch innerhalb der Familien einen gewissen Kannibalismus. Kaimane werden bis zu 60 Jahre alt.

Nach dem Abendessen gabs noch einen Pisco sour – ein leckeres Nationalgetränk hier. Ich hatte dann bei einem Caipi noch ein nettes Gespräch mit einem Vertreter einer Reiseagentur, die sich auf Peru spezialisiert hat. Er nahm mir meine ganzen Befürchtungen bzgl. der Höhe in den kommenden Tagen.

Gegen halb 10 bin ich ins Bett. Bald ist der Strom eh weg, außerdem bin ich nach dem langen Tag müde – und morgen früh gehts schon wieder so zeitig raus.

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