Viel Zeit in Puno

Um 7 Uhr gab es einen schönen morgendlichen Spaziergang. Wir beobachteten die Fischer, die ihre Netze leerten. Allerdings war ich etwas verwundert, dass man diese klitzekleinen Fische wirklich essen wird. Man frittiert sie und ich dachte eigenltich, dass die wieder ins Wasser zurückgeworfen werden.

Hier werden auch Forellen gezüchtet. Zum Schutz vor dem Andenfisch werden sie jedoch in Hälterbecken bzw. Hälternetzen gezüchtet.

Der Titicacasee fasziniert mich. Die Wassertemperatur liegt zwischen 11 und 15°, der See liegt auf 3810 m Höhe. Es ist kaum vorstellbar, wenn man diese riesige Fläche von 8562 km² sieht, dass man so hoch ist. Der See teilt sich in drei Teile. Die Bucht von Puno, in der 87 Inseln liegen, auf denen etwa 1100 Menschen leben und der im Schnitt ca. 10 m tief ist. Dann gibt’s den großen See mit einer maximalen Tiefe von 283 m Tiefe sowie den sogenannten kleinen See, der 30-40 m tief ist.

Wenn man den See von Norden aus betrachtet, stellt er einen Puma dar, der gerade einen Hasen fangen will. 😉

Von unserer Hazienda aus sieht man die Kordilleren von Bolivien, die bis zu einer Höhe von 6100 m emporragen.

Am Seeufer wächst auch der sogenannte Seifenbaum. Sein Holz wird geraspelt und als Waschmittel für die Wolle bzw. als Haarshampoo genutzt. Das wurde uns ja bereits in der Weberei in Chinchero gezeigt. Das wurde uns nach dem Frühstück nochmals vorgeführt. Auch waren die Frauen wieder eifrig beim Weben, Spinnen und Stricken. Interessant war die Bedeutung der Hüte. Die „Mützen“, die nach hinten lang gestrickt waren, druften nur unverheiratete Frauen tragen. Die verheirateten Frauen trugen Hüte mit Bommeln obenauf.

Der Abschied von der Insel fiel mir nicht allzu sehr schwer. Es war nett da, mit schönem Blick, aber ich hatte auf dem brettharten Bett wirklich nicht gut geschlafen.

Wir fuhren wieder über eine Stunde mit dem Boot zurück nach Puno. Es war eine schöne Fahrt, ich genoss auf dem Deck die Sonne, es war sommerlich warm – zur Erinnerung: wir befinden uns in 3810 m Höhe! – und ich schrieb dabei am Blog.

Unser Hotel in Puno konnten wir bereits halb 12 beziehen. Es war eine Wohltat! Schick, ordentlich, gutes Bett! Ruhe!

Wir ahnten das schon, es ist unsere letzte Nacht in Peru – der letzte Eindruck soll gut sein!

Nach einem Stündchen Durchatmen gingen wir wieder zu dritt – gemeinsam mit Kerstin und Lothar – in die Stadt. Es gab zwei wichtige Ziele: Post und Geldwechsel. Auf dem Weg zur Strandpromenade gabs nix. Bei Nachfragen versuchten sich manche Einwohner an Tipps. Die gingen aber alle ins Leere. Wir vermuteten, dass sie uns gar nicht verstanden, was wir da wollten. Wir spazierten an der Seepromenade in herrlichstem Sonnenschein. Ich war sommerlich gekleidet und genoss diese Wärme sehr. Zurück zum Hafen hielten wir ein Tuctuc an. Erst dachten wir ja, der kann uns gar nicht mitnehmen, da eine dralle Peruanerin drin saß. Aber er kam sofort ran und wie das immer in Peru ist: Klar, das geht! Auch wir drei passen in das Gefährt rein. Er bot uns als Preis 5 Sol an, 1,30 € etwa. Für diesen Preis nutzen wir diese Chance.

Wir passten alle drei hinten rein, nachdem die Frau ausgestiegen war. Zu unserem großen ERstauenen stieg sie dann vorn doch wieder ein und quetschte sich neben den Fahrer. Das arme Mopped hatte tüchtig zu tun und so manches Mal glaubten wir, das Tuctuc machts nicht mehr lange.

Wohlbehalten kamen wir an und der Fahrer strahlte über die 5 Sol. Sicher hat uns deutlich mehr abgeknöpft als einem Einheimischen. Aber das Erlebnis war es alle Male wert!

Und 1,30 € Taxigebühren? Das Angebot hatten wir ohne Handeln angenommen.

Ein Geldwechselmöglichkeit gab es aber auch da nicht.

Beim Fragen in einem kleinen Laden konnte einer wieder mal alles, auch englisch. Verstand aber natürlich kein Wort! Und: machte mich erst mal an. Klar: blonde Frau mit graugrünen Augen! Und Lothar wollte ein anderer erst mal mit ner Pulle Bier ablenken – die waren alle drei nicht mehr ganz nüchtern. Plötzlich ging die Tür hinten auf und eine Dragoner-Armada kam von hinten. Zwei Wikinger-Frauen wollten erst mal ihre Männer verteidigen. Sie merkten aber schnell, dass wir harmlose Toruisten-Frager sind – und konnten sogar wirklich etwas englisch. Nur wirklich helfen konnten auch sie nicht.

Ebenfalls kamen wir bei einer Nachfrage bei einem Polizisten nicht weiter. Obwohl grundsätzlich Polizisten hier wirklich häufig Freund & Helfer sind, aber wenn sie nur spanisch sprechen, sind wir meistens aufgeschmissen.

Nach weiterer erfolgloser Suche hatten wir die Nase voll und hielten ein Taxi an. 4 Sol bis zum Hotel – oh Mann, ist das günstig hier!

Er fuhr uns jedoch zu einem in der Nähe gelegenen Hotel. Der Irrtum klärte sich schnell auf. Beide Hotels heißen Hazienda. Aber er fuhr uns noch die fehlenden 300 m weiter und freute sich sehr über 2 Sol mehr.

Nach kurzer Pause im Hotel sahen wir mit großer Verblüffung, dass genau gegenüber dem Hotel eine große Bank war. Euro tauschen ging zwar auch da nicht, aber der Banker gab uns einen konkreten Tipp. Da merkten wir, dass wir gleich daneben in eine der Haupt-Einkaufsstraßen von Puno kamen, in der man an jeder Ecke tauschen konnte, endlich auch Postkarten bekam und wir auch noch was Essen und Trinken konnten.

Ich aß einen Avocado-Salat mit Gemüse und Vinegrette. Es war oberlecker! Danach gönnten wir uns noch zwei Ruhestündchen im Hotel, bis es zum Abendessen ging.

Olga kam schon wieder zu spät.

Einer aus unserer Gruppe platzte der Kragen und sie sagte es ihr deutlich. Nach dem Vorabend mit 25 Minuten Verspätung nun heute schon wieder reichlich fünf Minuten! Wir hatten kein Verständnis dafür.

Zum Restaurant sollten es fünf Minuten sein – wir lästerten: peruanische fünf Minuten! Olga suchte in der vermeintlichen Straße erst mal, welches Restaurant es sein sollte. Siegessicher stürmte sie dann in eins rein, zwanzig Leute aus der Reisegruppe hinterher. Olga wieder raus, ins nächste rein. Wir alle hinterher. Kennt Ihr das aus den Slapstick-Filmen? So kamen wir uns vor. Auf jeden Fall kamen wir nach einem weiteren Versuch ohne Reisegruppe dann doch wieder im ersten Restaurant an. Es war ein richtiges Torui-Restaurant. Viele Tafeln, wir an zwei Tischen, enorme Lautstärke. Und das war unser Abschiedsabend?

Das Ganze entwickelte sich dann besser als gedacht. Das Essen war lecker, es gab eine Suppe als Vorspeise, Lachsforelle als Hauptgericht und eine Mango-Nachspeise. Das Besondere an dem Abend war aber, dass eine Band begann, peruanische Musik mit Gitarren, Trommeln und vor allem Flöten und Panflöten zu spielen. Die Flötenspieler habe ich bewundert. Sie spielten mit viel Inbrunst und Begeisterung.

Dazu kamen noch vier Tänzer, die in den herrlichsten Kostümen verschiedene folkloristische Tänze aufführten. Es war eine Augenweide!

Schade, dass alles während des Abendessens geschah. Ich hatte das Bedürfnis, andauernd zu fotografieren, dadurch zog sich mein Essen….

Von unserer Reiseleiterin Olga sahen und hörten wir den ganzen Abend nichts – außer, dass sie irgendwo in einer Ecke des Restaurants stand und ihr Telefon malträtierte. So ein Benehmen habe ich bisher noch nie von Reiseleitern erlebt.

Dennoch zogen wir es dann irgendwann vor, noch gemeinsam und „in Ruhe“ den letzten Abend zu verbringen. Fast die ganze Gruppe zog los und wir „überfielen“ das dem Hotel nächstgelegene Restaurant. Erst gabs große Augen, aber man reagierte blitzschnell und bot uns die obere Etage, eine Bar, an. Klar, sie konnten richtig Geschäft machen. Und es war genau das Richtige für uns!

Wir tranken noch einmal das Nationalgetränk Pisco Sauer, schwatzten und genossen den Abend.

Gegen 11 ging ich mit einem ersten Schwung ins Hotel – und der letzte harte Kern feierte noch bis Mitternacht in der Hotellobby. In den ersten Stunden schlief ich wieder sehr unruhig. Irgendwie merke ich die Höhe ja doch. Ich hatte wieder das Gefühl, dass ich beim Einschlafen ganz flach atme und die Luft bzw. der Sauerstoff nicht ausreicht. Deshalb wieder häufig das tiefe Atmen – und jedes Mal war ich munter. Irgendwie hatte ich das Problem in der vergangenen Nacht im Halbschlaf gelöst und brauchte heute wieder eine ganze Weile, bis ich die Lösung gefunden habe. Dann schlief ich bis morgens ohne Probleme durch.

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